DIE ROTTE

Es war einmal ein Hund, dann zwei, dann drei, dann vier – sind alle hier bei mir 🙂
Ja, die Rotte ist immer und überall …

 

AKA ROLLOWSKOWICZ– DER BERÜHMTE WOLF, GEBOREN 2012

Röllchen macht schon lange bei uns mit, hat eine krasse Geschichte: Mehr tot als lebendig, wurde er im September 2012 in Griechenland von Angelika Kauer gefunden, abgelegt vor dem Tierheim, reglos lag er da, blass, dehydriert, klapperdürr, im Regen. Er lag im Sterben. Der Tierarzt des Tierschutzvereins schlug vor, den damals noch im Wachstum befindlichen, circa zehn Monate alten Hund zu erlösen, die Tierheimleitung wollte dem jungen Rüden eine Chance geben und ließ ihn infundieren, sie hoffte, dass der junge schwarze Hund kämpfen würde. Und das tat Rollo. Am fünften Tag endlich konnte er selbstständig trinken, nur wenig später hat er auch feste Nahrung alleine zu sich nehmen können. Weitere Wochen des Bangens um sein Leben lagen Rollos Rettern bevor, dann hatte er es geschafft 🙂
Nach knapp vier Jahren im Tierheim, kam er im Juni 2016 zu uns.

Angelika hatte mich gut vorbereitet, mir erzählt, dass niemand so genau sagen könne, was mit Rollo alles so wäre, ob sein Gehirn durch den schrecklichen Zustand, in dem er gefunden wurde, etwas Irreversibles davongetragen hatte, er möglicherweise autistisch sei oder was auch immer, jedenfalls würde er sich im Heim nur verstecken, ward kaum gesehen und in extremer Weise ängstlich, auch für griechische Verhältnisse. Der Verein bot etwas an, was er noch nie zuvor angeboten hatte, nämlich den Hund nach Griechenland zurückzuholen, falls es hier in Deutschland so gar nicht gehen würde mit ihm. Angelika sagte auch, dass sie Rollo im Grunde gar nicht vermitteln wollte, weil er allzu speziell wäre, hätte aber bei uns ein gutes Gefühl.
Ich selbst liebe es, sogenannte Angsthunde aufblühen zu sehen, war in Bezug auf besonders ängstliche Hunde nicht ganz unerfahren.
So kam Rollo auf dem Flughafen Hamburg an, total abgeschossen für den Transport (stark sediert). Er schlief immernoch, als wir ihn ins Auto brachten, wurde erst munterer, als wir in Münchehagen ankamen. Das Ausmaß seiner Angst kann ich kaum beschreiben, dieser Text würde dann auch viel zu lang. Jedenfalls war unser Anfang recht speziell. Rollo ließ erwartungsgemäß niemanden an sich heran, wollte sich um jeden Preis egal wo verstecken und bekam Panikattacken in geschlossenen Räumen. Damit er nicht weglaufen und zu Schaden kommen konnte, er gleichzeitig aber auch keinen Herzstillstand erleidet, blieb er die erste Zeit im Stall in einer Box bei den Pferden. Eine Box ist ein geschlossener Raum, ja, aber einer, den Rollo einordnen konnte. Später erweiterten wir seinen Raum um eine weitere Box und die Stallgasse zwischen diesen Boxen. Vorsichtig, ganz vorsichtig, hat er irgendwann angefangen, mal zu gucken, was wir so machen. Und irgendwann haben wir den Zaun zwischen den Boxen weggenommen, sodass Rollo den ganzen Stall bewohnen konnte. Bald eroberte er die Reitanlage komplett, ohne jede Begrenzung, war quasi unsere Hofkatze und auf dem Jahre anhaltenden Höhepunkt seines dritten Lebensabschnittes. Es war längst klar, dass Röllchen keine bleibenden Schäden aus seiner ersten Lebensphase – der vor seinem Tierheimaufenthalt – davongetragen hatte, er ist ein kluger, absolut lieber, gutmütiger Hund (Letzteres leider nicht gegenüber Vögeln und Mäusen). Er ging spazieren, mal mit uns, mal alleine, hatte seine diversen Verstecke auf dem Hof, sein Sofa, seinen Korb, seine Hütte, seine Höhlen. Nur ins Haus wollte er nicht, widerstand auch der süßesten Versuchung – obwohl er Essen gegenüber durchaus offen eingestellt war (und bei seiner Ankunft seinem Namen auch alle Ehre gemacht hat, klar, er lag ja nur rum im Tierheim in Griechenland und wurde gut gefüttert) …
Im Sommer 2020 wurde seine Atmung sukzessive schlechter, wir bekamen sie mit seiner Haustierärztin nicht in den Griff. Es stand also an, dass Rollo transportiert werden musste, Auto fahren, in eine Klinik. Jessica, seine Ärztin, und ich verabreichten Rollo eine Scheiß-egal-Tablette, die ihn immerhin etwas beruhigte. Trotzdem widersetze er sich nach Kräften. Es tat uns in der Seele weh, ihm die Schnauze zubinden zu müssen und auf den Rücksitz zu verfrachten, wo er mit mir saß. Brando kam auch mit, sodass Rollo zumindest einen hundlichen Gesellschafter hatte. Jessica fuhr in eine etwa eine Stunde entfernt liegende Klink. Dort angekommen, hatte der wirklich überaus reinliche Rollo heftigen Durchfall, durch den er sich stemmte, das ganze Auto war voller Durchfall, er und ich auch, er hatte eine Riesenangst – ich auch. Es ging zur Untersuchung, die in Narkose stattfinden musste. Bei der Untersuchung wurde eine Stimmbandlähmung festgestellt und eine Umfangsvermehrung vor dem Herzen! Die Ärztin fragte, was getan werden soll, denn Rollos Stimmbandlähmung würde eine sofortige OP verlangen, man wisse ja nun aber nicht, was mit der Umfangsvermehrung sei und was diese für Rollo bedeute. Für mich war klar, dass Rollos letztes Erlebnis, was er in seinem Leben hat, unter keinen Umständen eine für ihn Höllenfahrt mit abschließendem Durchfall war, durch den er vor Panik gewälzt ist. Also Not-OP.
Diese überstand der große Kämpfer gut, allerdings ließ ich ihm nun keine Wahl mehr: Unmittelbar nach der OP nahm ich ihn mit nach Hause und übernahm selbst die Intensivpflege.
Rollo hat unter der Operation erbrochen, Erbrochenes eingeatmet, eine starke Lungenentzündung entwickelte sich. Dieser Umstand machte die Versorgung zuhause nicht leichter, allerdings konnte sich der total geschwächte Hund auch nicht wehren gegen die neue Lebenssituation, in der es ihm körperlich zwar nicht gut ging, in der er auf der anderen Seite jedoch im Mittelpunkt stand und liebevoll gepflegt wurde. Er gehörte nun unmittelbar zum Rudel, welches sich im Übrigen in rücksichsvoller Weise, vorsichtig, ruhig und willkommenheißend verhielt. Es war wirklich schön zu erleben, wie Rollo immer mehr in seinen vierten Lebensabschnitt hineinwuchs.
In der zweiten Woche nach der OP kam das Ergebnis der Punktion der Umfangsvermehrung. Sie war bösartig. Und inoperabel.
Rollo bekommt alle Unterstützung, um ihm sein Leben so angenehm wie möglich zu machen, er zeigt bis heute keinerlei Krankheitsanzeichen. Es geht ihm wirklich sehr gut. Neben Bioresonanztherapie, homöopathischer Medikation, Akupunktur und Osteopathie, bekommt er die Dendritische Zelltherapie.

Um es nun endlich mal kurz zu machen: Rollo ist verkuschelt wie verrückt und mittlerweile unser Supercoucher!

Vermittelnder Verein: ACE – Tiere in Not e. V.

 

AKA BRANDOWIEC – LUCS ERBE, GEBOREN 2015

Brandolino ist als ungefähr acht Wochen alter Welpe in einem sardischen Canile gelandet und fünf Jahre dort geblieben. Sein Gesicht auf einem Bild kam in mein Blickfeld und traf mich mitten ins Herz. Ich wusste, dass er „es“ war, Lucs Erbe, der Hund, der den Platz einnehmen sollte, den Luc Jemandem hinterlassen hatte. Vielleicht bin ich ja doch spiritueller, als ich selbst denke, jedenfalls bin ich mir sicher, dass genau dieser Hund zu mir kommen sollte, Luc das gewollt hat.

Am 8. März 2020, kurz vor der Corona-bedingten Grenzschließung, kam der sehr ängstliche, in sich gekehrte, melancholische Brando aus Italien nach Deutschland. Seine Strategie, auf dem fremden Planeten wohl am ehesten überleben zu können, war das Einfrieren. Er war dann einfach weg, lag da, reglos; eingefroren.
Seine Hemmungen auf seine typisch schüchterne Art stetig abbauend, entwickelt sich Brando nahezu täglich weiter, zeigt sich dieser kluge, vorsichtige, liebevolle Hund ohne jagdliche Ambitionen immer deutlicher. Er lässt mehr und mehr Nähe zu, wird somit zunehmend verkuschelt, zärtlich – er scheint sich immer mehr als möglicherweise-doch-Jemand wahrzunehmen. Nach wie vor in zweiter Reihe wartend, drückt sein Blick immerhin schon Bedürfnisse aus, und werden sie erfüllt, guckt Brando schon nicht mehr ganz so verwundert wie zu Anfang.

BrandoBrando macht mich jeden Tag glücklich. Neuerdings – nach fast einem Jahr – fordert er mich vorsichtig fragend und noch recht unsicher zum Spielen auf, eine Aufforderung, die ich grundsätzlich annehme, die mich freut wie verrückt, und von der ich hoffe, dass sie irgendwann auch einem anderen Hund gilt, dass er eines Tages mit den anderen spielen kann.

Vermittelnder Verein: Saving Dogs e. V.

 

AKA ADOMSKI – DER NAME ADOM STAMMT AUS AFRIKA UNB BEDEUTET „SEGEN“ (BETONUNG AUF DEM KURZ GESPROCHEN „O“), GEBOREN IM 20.02.2012

Domski wurde Anfang 2013 schwer verletzt in Spanien gefunden. Vermutlich Hunde hatten ihm sein linkes Ohr nahezu abgerissen. Zu diversen anderen Verletzungen kommt ein geschädigter linker Gesichtsnerv, sodass Adom sein linkes Auge nicht schließen kann und sein Mundwinkel links für den Hund unkontrollierbar zuckt. Für den schüchternen Dom (gesprochen mit kurzem „o“) bedeutete das im Tierheim im großen Zwinger, dass er mit zunehmendem Alter immer schlechter zurechtkam, gemobbt wurde. Klar, auf die anderen Hunde muss Adom provozierend gewirkt haben durch das ständig starrende Auge und den zuckenden Maulwinkel. Irgendwann jedenfalls traute er sich nicht mehr aus seinem Patio.

Eine Bekannte machte mich auf Adoms Situation aufmerksam, und so kam der stille Hund schließlich im Juni 2020 zu uns zur Pflege.

Für Brando brach eine Welt zusammen. Er schien für ein paar Monate wieder so verloren wie zu Anfang und ich bereute meine Entscheidung, noch einen zweiten Hund ins Haus geholt zu haben. Zudem war Joey angemeldet, was mir weiteres Kopfzerbrechen bereitete. Nach dessen Ankunft rückte Brando in seiner eigenen Wahrnehmung noch weiter nach hinten, all meine Bemühungen, ihm das Gefühl zu geben, wichtig zu sein, schienen ins Leere zu laufen. Ende Oktober kam dann noch Rollo ins Haus und mit ihm Brandos bester Freund. Auch das brachte keine Erleichterung für die zarte Seele Brandos, alles drehte sich nun um das schwerkranke Röllchen.
Monate gingen ins Land, und endlich, Anfang 2021, hat Brandolino Anschluss gefunden im Rudel, wirkt zunehmend albern und lässt mich erleichtert aufatmen.

Adom wirkte schon am Abend seines Ankunftstages so, als wäre eine riesengroße Last von ihm abgefallen. Allerdings wollte er sich in den ersten Wochen am Körper nicht anfassen lassen, wirkte schmerzhaft. Er war steif und unbeweglich und ein Angstschnappi.
Nach und nach und insgesamt doch ziemlich schnell hat er sich an seine neue Lebenssituation gewöhnt, genießt zum Beispiel seine regelmäßigen osteopathischen Behandlungen mittlerweile sehr und möchte am liebsten auch dann noch weitermachen, wenn seine Rudelkollegen dran sind.
Domski weiß, was er möchte und verhält sich entsprechend. Gleichzeitig ist er bemüht, Alles richtig zu machen, zeigt sich unkompliziert, zumeist freundlich (nicht zu Mäusen) und leider immer mal recht abweisend zu – ausgerechnet! – Brando …

Der anfänglich wie ein Steifftier anmutende Adom hat sich in ein vertrauensvolles, fröhliches, verspieltes (!) Kerlchen verwandelt. Es ist schon toll ihn zu beobachten, wenn er Highspeed durch die Gegend rast, mit leuchtenden Augen!

Im April 2021 – nach fast einem Jahr als Mitglied der Rotte – begegnete Adom seiner Traumfrau; schnell war klar, dass sie ihn adoptieren würde. Die Freude hierüber steht Adom ins Gesicht geschrieben: Er lebt nun als Einzelprinz in seinem eigenen Zuhause!

Vermittelnder Verein: Pfotenhilfe Andalusien

 

AKA JOEYEWCZEK – DIE POLIZEI, GEBOREN IM JUNI 2016

Joey war vor einem griechischen Tierheim angebunden ausgesetzt worden und blieb ein Jahr in diesem Heim. Im Juli 2020 schließlich kam er zu uns.
Wer ist Joey? Nur soviel: Joey ist hyper.

Als er kam, war er ein recht griffiges Kerlchen, worauf mich der Verein gut vorbereitet hatte. Immer wieder verlor er Urin vor Angst, ging aber gleichzeitig energischst nach vorne, wenn seine Unsicherheit überhandnahm.
Mittlerweile hat der hochemotionale Hund deutlich an Sicherheit gewonnen und entwickelt sich mehr und mehr zum Publikumsliebling.

Er ist für mich ein wichtiger Assistent, lässt mich nicht allein am Pferd. Selbstverständlich holt er die Pferde auch mit mir von Wiese oder Paddock, er putzt mit, er läuft mit, er longiert mit, er steuert mit. Klar, ist ja auch unsere Polizei.

Und durch wirklich NICHTS ist dieser Hund von seiner Arbeit abzuhalten, erledigt seinen Job stets zu meiner vollsten Zufriedenheit. Selbst im Sommer bei heißestem Wetter läuft er am Pferd, egal wie lange, Joeys Energie scheint unausschöpflich.
Der Belgische Schäfermix hat zudem ein ausgeprägtes Bedürfnis, andere zu pflegen. So darf er bei meinen Pferden und bei ausgewählten Kundenpferden zum Beispiel die Kastanien einkürzen, eventuellen Schweiß entfernen und dergleichen mehr (nicht so bei Waikato, der wünscht solcherlei nicht).
Beim Toben stellt sich der hochsoziale Joey auf das Spielverhalten eines jeden Hundes ein, Hauptsache, das Spiel findet statt.

Täglich bringt mich dieser witzige, charmante Joey zum Lachen; ich habe mich mittlerweile auch an seine Vokalität gewöhnt, inklusive übereifrigen Piepens: So ziemlich jedem seiner deutlich ausgelebten Gefühle ist zumindest ein Ton zuzuordnen, er trägt sein Herz sozusagen auf der Zunge – und er kann sogar singen, und das ist so klasse wie der Hund selbst!

Vermittelnder Verein: Tierhilfe Korfu e. V.